Das ZfTI

Das ZfTI


Das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) wurde 1985 mit dem Ziel der Intensivierung der deutsch-türkischen Beziehungen gegründet. Seitdem hat es sich zu einem wichtigen wissenschaftlichen Kompetenzzentrum zu Entwicklungen in der Türkei sowie zu Fragen der Migration und Einwandererintegration entwickelt, und dies nicht nur mit Blick auf die deutsch-türkische Migration. Die Aufgaben des ZfTI umfassen heute die deutsche, türkische und europäische Migrations- und Integrationsforschung, die Anregung und Vernetzung wissenschaftlicher Forschung mit der Türkei und die Förderung des Wissenschaftleraustauschs zwischen der Türkei und Deutschland. Das ZfTI ist eine Stiftung des Landes Nordrhein-Westfalen, Institut an der Universität Duisburg-Essen und Mitglied der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft. Die Institute der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft werden vom Land NRW institutionell gefördert.

Migrations- und Integrationsforschung


Das Institut hat seit seiner Gründung 1985 die transnationale Qualität von Migrationen in den Blick genommen. Der transnationale Raum wird im Zeitalter der modernen Kommunikation und Globalisierung weiter an Bedeutung gewinnen und er verändert die Art und Weise, wie über Migrationen und Einwandererintegration nachgedacht wird. Indem das ZfTI Migrations- und Integrationsforschung mit der Arbeit zu Herkunftsländern von Migranten zusammenfasst, gelingt ein zeitgemäßer Zugang zur Lebenswirklichkeit in der Migration.


 Das ZfTI kooperiert mit dem Exzellenzcluster „Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster im Rahmen einer gemeinsam durchgeführten Studie zum Thema „Erfahrungen und Bedarfe der für den islamischen Religionsunterricht ausgebildeten Lehrer*innen in NRW“.

Was wir tun


Das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung hat seit 1985 über 200 Drittmittelprojekte abgeschlossen – neben Forschungsprojekten auch Modellprojekte, die durch praktische Interventionen die Zuwanderungswirklichkeit aktiv mitgestaltet haben. Die frühen Arbeiten des ZfTI in den 1980er Jahren, etwa zur ethnischen Ökonomie, haben die gesellschaftliche Sicht auf die Chancen von Zuwanderung und die Möglichkeiten von Integrationspolitik nachhaltig verändert. In elementaren Bereichen hat das ZfTI nicht nur neue Wege im Zusammenleben von Deutschen und Einwanderern und in der internationalen Verständigung geebnet, sondern die Kopplung von Theorie und Praxis in der eigenen Arbeit vollzogen. Entsprechend leistet das ZfTI heute nicht nur Politikberatung, sondern programmiert auch Maßnahmen, die unmittelbar an die Einwanderungswirklichkeit vor Ort anschlussfähig sind und zu einer Verbesserung des Zusammenlebens ebenso wie zur Chancengleichheit beitragen. Darüber hinaus führt das Zentrum regelmäßig empirische Sozialforschungen für verschiedene Institutionen durch. Das Institut versteht die nachhaltige wissenschaftliche Fundierung dieser Aktivitäten als besondere Herausforderung und ist  Mitglied nationaler und internationaler wissenschaftlicher Netzwerke. Am ZfTI arbeiten Psychologen, Soziologen, Politikwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler in einem interdisziplinären und internationalen Team mit bilingualen Kompetenzen. Wissenschaftlicher Leiter des Instituts ist der deutsch-türkische Psychologe und Literaturwissenschaftler Hacı-Halil-Uslucan, gleichzeitig Professor für Moderne Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen.

Das ZfTI strukturiert seine Tätigkeit durch folgende Programmbereiche:

  • Bildung, Erziehung und Gesundheit in der Migration

    Kindheit und Jugend schaffen die Basis für gelingende Sozialintegration im Rahmen des Durchlaufens unterschiedlicher Sozialisationsinstanzen. Für zugewanderte Familien ist dieser Prozess potenziell mit Komplikationen verbunden, da sie gezwungen sein können, ihr Verhaltensrepertoire zu erweitern, zu ändern und umzuorganisieren, wobei ein Widerspruch empfunden werden kann, sowohl das Neue in die eigene Persönlichkeit zu integrieren als auch die eigenen kulturellen Wurzeln nicht aufzugeben.


    Im Programm Bildung, Erziehung und Gesundheit in der Migration wird auf der Grundlage von Feldforschung im Bildungs- und Gesundheitsbereich ein Beitrag zur interkulturellen Öffnung geleistet. Dabei sind die zu bearbeitenden Fragen nicht nur von fachwissenschaftlicher Relevanz, sondern auch anschlussfähig an z.B. institutionelle Beratungskontexte oder die (schulische) Curricula-Entwicklung. Das Thema Fachkräfte- und Akademiker*innenmigration in die und aus der Türkei ist ebenfalls Bestandteil dieses Programmbereichs. 


  • Sozialstruktur und gesellschaftlicher Zusammenhalt

    Das Programm will sozialstrukturelle Merkmale und individuelle Orientierungen in Migrations- und Integrationsprozessen in der Einwanderungsgesellschaft sichtbar machen. Es bedient sich mikrodatenbasierter Analysen quantitativer und qualitativer Erhebungen. Dabei werden insbesondere Intergruppenunterschiede vergleichend betrachtet, um Bedingungen von Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu identifizieren. Auf dieser Grundlage leistet das Programm sowohl die Erforschung von Grundlagen als auch die Herausarbeitung von Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung. 

  • Partizipation in Wirtschaft und Kommune

    Der Programmbereich fördert die aktive Beteiligung von Migrant*innen am Wirtschaftsleben und an kommunalen Strukturen und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Unterstützung und Erforschung von migrantischer Selbstständigkeit, Strategien zur Gewinnung von Fachkräften sowie der Austausch von migrationsbezogenen Erfahrungen zwischen Kommunen – auch grenzüberschreitend – stehen im Mittelpunkt der Arbeit.

  • Migrationsbezogene Organisation und Interessenvertretung

    Das Programm ist disziplinär in der Politischen Soziologie verortet und versteht sich als Beitrag zu einem besseren Verständnis der Mesoebene von Partizipation einerseits und Governance andererseits: Welchen Beitrag leisten Organisationen, insbesondere Organisationen von Migrant*innen, zur Interessenvertretung, aber auch dazu, staatliche Integrationspolitik zu unterstützen? Als Ergänzung der Mikro- und Makroperspektive in der Migrationsforschung, die entweder individuelle Merkmale (z.B. sprachliche und kognitive Kompetenzen des Einzelnen, die Bildungsorientierung von Familien) oder sozialstrukturelle Gegebenheiten (z.B. den Arbeitsmarkt) in den Blick nehmen, besteht großer Forschungsbedarf dazu, wie Organisationen zwischen den Ebenen vermitteln, zur Bildung von Sozialkapital beitragen, Integrationsorientierungen beeinflussen und Interessen artikulieren. 


    Das Programm steht in einer langen Tradition der Arbeiten des ZfTI zu migrationsbezogenen Organisationen, beginnend 1999 mit der ersten Bestandsaufnahme von Organisationen im Land NRW, damals gemeinsam mit dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster. Dem folgten Bestandsaufnahmen und Analysen der muslimischen Gemeinden in Deutschland, des migrationsbezogenen Verbändefeldes in NRW sowie weitere allgemeine und fallbezogene Arbeiten, auch international vergleichend. Dabei ist der Gegenstand des Programms ein ausgesprochen dynamischer, indem sich das Feld der migrationsbezogenen Organisationen in der Folge sozialen Wandels ihrer Klientel rasch verändert. Auch aus dieser Dynamik folgen die wissenschaftlichen Kernfragen des Programms:


    • Wie entwickeln sich migrationsbezogene Organisationen im Verhältnis zum Sozialintegrationsprozess ihrer Klientel? Inwiefern hängen beide Entwicklungen voneinander ab?
    • Wie bestimmen unterschiedliche nationale und transnationale Rahmenbedingungen und Gelegenheitsstrukturen die Arbeit migrationsbezogener Organisationen?
    • Wie verhalten sich nationale und transnationale Orientierungen der Organisationen zueinander? Wovon hängen solche Orientierungen ab?

    Die Arbeit im Programm will nicht nur zu einem besseren Verständnis politischer Prozesse in Einwanderungsgesellschaften beitragen, sondern auch zum Empowerment zivilgesellschaftlicher Akteur*innen, seien sie migrationsgeprägt oder nicht, ebenso wie zum Einbezug migrationsbezogener Organisationen in öffentliche Förderung und Governance. 


    Das Programm weist insbesondere Schnittstellen mit dem ZfTI-Programm „Transnationale Verbindungen Deutschland-Türkei” auf, angesichts einer großen Zahl in Deutschland tätiger Migrantenorganisationen mit Türkeibezug, ebenso wie zum Programm zu Sozialstruktur und gesellschaftlichem Zusammenhalt, wobei die Organisationen wichtige Akteurinnen der Schaffung sozialer Kohäsion sind.


  • Transnationale Verbindungen Deutschland-Türkei

    Der Programmbereich widmet sich den transnationalen Verflechtungen, die die deutsch-türkischen Beziehungen und ein über 60 Jahre andauernder Prozess der Ein- und Auswanderung hervorgebracht haben. Dabei geht es auch um die Rückwirkungen dieser Verflechtungen auf die zwischenstaatlichen Beziehungen. In mehr als sechs Jahrzehnten sind über 7,5 Millionen Menschen aus der Türkei ein- und ausgewandert. Dieser Migrations- und Integrationsprozess im deutsch-türkischen Raum beeinflusst die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen beider Länder nachhaltig. Integrations- und Desintegrationsdynamiken infolge politischer Debatten und Konflikte wirken sich zugleich unmittelbar auf das Zusammenleben sowie auf das Bild der Türkei in Deutschland aus und werden von Öffentlichkeit und Politik im jeweils anderen Land reflektiert. Vor diesem Hintergrund stellen sich besondere Herausforderungen an die Forschung zu einer (transnationalen) Sozialintegration, die im Rahmen des Programms adressiert wird.


    Zugleich greift das Programm das öffentliche Interesse an den Entwicklungen in der Türkei sowie an den Interdependenzen in den bilateralen Beziehungen auf, indem es Projekte der politischen Bildung vor dem Hintergrund politischen Engagements jenseits nationaler Grenzen initiiert, zentrale Entwicklungen in der Türkei für Politik und Öffentlichkeit aufarbeitet und transnationale Netzwerkarbeit leistet. 


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